In dieser Woche habe ich kurzfristig eine Tour in der Schweiz gemacht, von der ich Euch hier kurz berichten will. Naja, manch einer versteht unter kurzem Bericht vielleicht etwas anderes.
Für die, die es kurz mögen: WAR GEIL
Für alle anderen die normale kurze Version:
Routenplanung am PC auf der Homepage von kurviger.de (Konto = Tourer Plus) Laden der Routen und abfahren der Routen mit Mobil-App von kurviger.
Laden der notwendigen Karten ins Mobil, damit bei ggf. nicht vorhandenem Mobil-Internet eine offline-Navigation möglich ist. War auch ab und an mal nötig. Für solch umfangreiche Touren ist das m.E. nach eine erheblich bessere Lösung, als das Google-Maps-Navi mit Zwischenzielen.
Den groben Routenverlauf An/Abreise, große Acht links rum, große Acht rechts rum, habe ich auf der Frühstückskarte-JPG in unterschiedlichen Farben eingezeichnet.
500MB 7-Tage Roamingpaket für die Schweiz zugekauft.
Verbrauch mobiler Daten ca. 60MB pro Tag an insgesamt vier Tagen auf Schweizer Gebiet, bei ca. 8 Std pro Tag unterwegs. Dabei lief ständig die kurviger-App und parallel verbotenerweise auch Blitzer.de.
Montag Anfahrt von Rottenburg nach Tavetsch/Sedrun. Nicht den direkten Weg über Zürich, Luzern, Altdorf, Andermatt bis Ziel, sondern über Winterthur, Hinwil, Glarus, Altdorf, Andermatt bis Ziel. Den wollte ich auf der An/Abfahrt den Klausenpaß mitnehmen.
Klausenpaß war zwar sehr schön, der „Preis“ für den Umweg war jedoch vergleichsweise hoch. Der Umweg führte mitten durch etliche Ortschaften und war recht mühsam. Beim nächsten Mal werde ich den direkten Weg nehmen. Ist schneller und komfortabler. Bei einer Anreisestrecke von gut 350km nicht ganz unwichtig.
Donnerstag Rückfahrt auf gleicher Route wie Hinfahrt.
Unterkunft in Sedrun/Tavetsch: Hotel Krüzli. Schönes Hotel der Mittelklasse mit großer Außenterrasse und Restaurant, preislich mit 110CHF vergleichsweise sehr günstig. Parkplatz gegenüber. Im Ort gibt es eine Werkstatt mit angeschlossener Automatentankstelle 24/7, die 98 Oktan hat plus Waschbox.
98 Oktan gibt es auch in mittelgroßen Ortschaften, recht oft Automaten 24/7. In kleineren Orten und auf den Paßstraßen, wenn es denn überhaupt Sprit gibt, nur 95 Oktan. D.h. nicht erst nach Tankstellen Ausschau halten, wenn die Reserve nicht mehr weit ist, sondern ggf. nach 200km oder gar 100km 98 Oktan nachtanken.
Mir war bewußt, daß die Preise in der Schweiz spürbar über denen in Deutschland liegen, aber die Preise in Gaststätten, Restaurants, Imißbuden, etc. sind schon erstaunlich. Erstaunlich obszön. Hoch natürlich. Beispiel gefällig?
Da die Portionen i.d.R. sehr übersichtlich sind, kommt ein normaler Esser um eine Vorspeise nicht herum, und auch noch am besten etwas Brot mit bestellen, will er nachher nicht immer noch hungrig aufstehen. Vorspeise + Brot + Hauptgang + zwei Bier + doppelter Schnaps + Kaffee = 100CHF
bzw. 110€ !!! Dabei ist nichts dabei, was per se schon mehr kostet. Wie z.B. 400gr Rinderfilet, oder ausgefallener Fisch. Dann sind es schnell mal 150CHF. Für eine Person in einem Durchschnittsrestaurant in der Walachei wohl gemerkt. Oder an einer abgelegenen Imbißbude: Bratwurst mit Brötchen = 10CHF. Respekt! Den Schock des ersten Restaurantbesuches hab ich zügig abgeschüttelt und mir gesagt: Bin nicht jeden Tag hier, also egal. Ich nehm das worauf ich Lust hab, ist eh nur eine Zahl auf dem Kontoauszug.
Über die ganzen vier Tage hinweg war Sonnenschein und Wolken konnte ich an einer Hand abzählen. Maximale Temperaturen: Im Tal so bei 1000m 30-33 Grad und auf den Pässen bei 1500m – 2300m 25-20 Grad. Morgens um 08:00 gut 15 Grad kühler. Um die Morgenfrische zu nutzen startete ich immer so zwischen 7:30 - 8:00, aber auch um eine Phase zu erwischen, in der noch wenig Leute unterwegs waren.
Mit Tank-, Foto-, Kaffe- und sonstigen Stopps war ich täglich 8 Stunden unterwegs.
Da war ich froh, daß für die Temperaturbereiche 25 Grad und mehr plus herunter knallende Sonne Klima an Bord hatte. Alle Mittel-Ausströmer (ganz rechts Beifahrerseite jedoch auf zu gestellt) auf meinen Kopf gerichtet, Gebläsestufe 4 plus kalt. Die Kühlwirkung nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit zwar ab, ist aber auch bei 100km/h noch deutlich spürbar. Erstaunlicherweise ist die Wirkung bei versenkten Scheiben besser, als bei hochgefahrenen.
Nun zur großen Acht selbst, nur ein Wort: Grandios !!!
Ich war schon etliche Male in den Alpen in Pastaland und Ösiland roadstern und hab dort viele schöne Pässe und Strecken befahren. Aber nicht in der Dichte und Abfolge. Knapp 300km einer nach dem anderen, mit jeweils nahezu null Überbrückungsstrecke. Hab ich so noch nirgendwo gefunden.
Jeder der Pässe wechselt dabei im Verlauf seinen Charakter. Mal schmal und bucklig mit schlecht einsehbaren Kurven, mal topfebener Belag mit großzügiger Breite und gut einsehbaren Kurven, mal sackweise eine Kehre nach der anderen sowie heftiges Gefälle/Steigungen, mal sanftes Geschlängel und mäßige Höhenunterschiede.
Meistens bin ich gemütlich gecruist bis zügig gefahren. Auf Abschnitten mit gutem Belag, brauchbarer Breite und guter Einsicht in den Streckenverlauf, besonders wenn das dabei auch noch Serpentinen waren, dann hab ich es gelegentlich mal richtig krachen lassen. Prädestiniert dafür war der Furkapaß. Denn den bin ich in jeder Richtung zweimal gefahren. Ist schon ein besonderer Duft, der da am Ende einer Angasstrecke aus den Radkästen strömt. Riecht intensiv nach leicht angesengtem Gummi plus heißem Bremsatem und von hinten wabert die von den beiden Endtöpfen aufgeheizte Luft.
Ein paar Wohnmobile waren unterwegs ein paar mehr Autos als Wohnmobile, viele Motorräder und nicht wenige Radfahrer. Dabei ist mir aufgefallen, daß die Wohnmobile und Autos auf die ich trotz moderatem Tempo aufgeschlossen bin, in der Hälfte der Fälle mir bereits nach kurzer Zeit Gelegenheit geben haben, zu überholen. In der Häufigkeit hab ich das bei sonstigen Touren in den Alpen nicht erlebt. Alle anderen waren dann eben willkommene „Überholopfer“.
Moppeds, die ernsthaft angasen, hab ich diesmal überhaupt keine gesehen. Sehr selten mal welche, die maximal sehr zügig unterwegs waren. Sofern der Streckenabschnitt dafür geeignet war, hab ich mich dran gehängt und ein bißchen Moppedjagen betrieben.
Ich bin inzwischen zwar über 60, aber speziell hier setzt zu einem Großteil die Vernunft aus: Moppedjagen, ein ganz spezieller Adrenalinkick.
Vom Moppedjagen nehme ich heavy metal aus Milwaukee oder andere Motorräder ähnlicher Bauweise ausdrücklich aus. Sind keine würdigen Gegner und wissen das auch. Wobei ich Harley nicht abwerten will, ist halt ein völlig anderer Stil.
Man findet auf der Tour, insbesondere auf jeder Paßhöhe eine Gelegenheit um etwas zu sich zu nehmen. Ich hab da aber nur ab und an etwas getrunken, weil die Restaurants oder Imbißbuden trotz auslaufender Saison immer noch ziemlich voll waren.
Mittagsstop um etwas zu essen hab ich an einer Imbißbude gemacht, die sich in Gletsch befindet. Dort, wo der Grimselpaß auf den Furkapaß mündet.
Liegt direkt gegenüber dem Grand Hotel Glacier du Rôhne und heißt Truck Lounge Goms. Die Auswahl ist sehr überschaubar aber der Reiz liegt darin, daß es sich in einem großen komplett schattigen und kühlen Gartenwald befindet, durch den die Rohne hörbar plätschert, die an der Stelle erst ein breiter Bach ist. Zudem war dort zwar Betrieb, aber weit davon entfernt voll zu sein. Fährt man so die Acht wie ich, kommt man dort zweimal auf der Acht vorbei. Aber auch hier: Ein Hotdog der üblichen Größe zum Selbstabholen an der Theke, da werden 10CHF aufgerufen. Auch hier: Respekt !!!
Hausstrecke war der Oberalppaß zu meiner Unterkunft. Den bin ich mindestens 10 mal gefahren. Am Ende mit guter Streckenkenntnis und dort wo es spannend ist, ja da kann man mal so richtig........ Quasi um mal ersten Dampf abzulassen, bevor es auf die Route geht.
Eine besondere Erwähnung verdient die Tremola. Das ist der uralte Gotthardpaß.
Ich wußte, daß der Belag Kopfsteinplaster hat und war mir nicht sicher, ob ich mir dieses Sträßchen deshalb antun soll. War dann aber angenehm überrascht.
Das Kopfsteinpflaster ist recht eben, nur selten bucklig oder wirklich wellig, ist durchgehend ca. 5m breit und bietet bei Trockenheit erstaunlich viel Grip. Auf einigen Passagen kommt eine sehr enge Kehre nach der anderen und dazwischen kaum 50 m grade Strecke. D.h. pausenlos Kurbeln linksrum, rechtsrum. Hier entscheidet im Zetti nicht Motorleistung, Bremsleistung oder etwas anderes, sondern allein wie schnell Du kurbeln kannst. Und erst wenn Du merkst, daß Du mit dem Kurbeln nachkommst, dann kannst Du das Tempo peu à peu erhöhen und Dich an Deine maximalen Kurbelfähigkeiten herantasten.
Spritverbrauch: Sensationelle 10,5 Liter bei absoluter Schleichfahrt, knapp 18 Liter wenn‘s mal flotter ging. Im Mitte die gewohnten 13,5 Liter.
Und ob Ihr es glaubt oder nicht: Null mal geblitzt.
Fazit: Ein absolutes Muß, mit nichts zu vergleichen!!!
Werde ich auf jeden Fall nochmal machen. Dann allerdings mit direkter Anfahrt.