von EposEs14 » 07.12.2021 20:45
Hi, Andreas,
zunächst einmal - wenn auch an nicht ganz richtiger Stelle, gibt ja einen Hallo-Beitrag - auch von mir ein fröhliches Hallo. Habe mich eben - nach Jahren der Abstinenz, gab eigentlich keinen konkreten Grund, ich fühlte mich hier einfach besser aufgehoben - mal wieder dort eingeloggt "wo Du herkommst". Hab natürlich nur ein paar Dinge überflogen und kann Deine Entscheidung auch verstehen. Aber - egal, auf welcher Seite man steht - Covid ist ein heikles Thema, und das kommt auch dort zum Ausdruck. Muss man mit leben, dass da jeder seine Haltung hat, und manchmal in der Wortwahl - oder auch im Durchgriff - ein bissl übers Ziel hinausschießt.
Meine Haltung habe ich weiter oben schon einmal skizziert...als Doppelt-Geimpfter (Booster fehlt, weil noch nicht 6 Monate vergangen) bin ich unverdächtig, der Aluhutfraktion anzugehören.
Aber ich bleibe schon auch ein kritischer Mensch, bei allen Aspekten zum "Gemeinwohl" und zu der realen Gefahr die von Covid ausgeht (die allerdings mit Impfung nicht völlig beseitigt wird): Ich finde es schon auch unbefriedigend, dass "Weigerer" eben sehr schnell erstens, weil ich das Wort selbst verwendet habe, in die "Aluhut/Asozial", mindestens aber "Verantwortungslos"-Ecke gestellt werden und zweitens die Art und Weise, wie eine scheinbare Freiheit der Wahl suggeriert, faktisch aber beschnitten wird (und sei es durch Aufbau moralischen Drucks).
Ich hätte (eben, weil ich ja selbst schon pro-Impfung entschieden habe) nichts gegen eine Impfpflicht - die, ich habe das eben nachgelesen, für Masern ja besteht (und dagegen regt sich ja auch kein massiver Widerstand ob der Staats"gewalt"). Nur, dann soll man es eben auch so sagen, und ggf., zwecks Absicherung, sich das durch Gerichte auch bestätigen lassen.
Bezüglich des Arguments "Schutz der anderen" oder "Schädigung des Sozial- und Gesundheitssystems" ist an anderer Stelle schon geschrieben worden. Wenn es d a n a c h geht, müssten auch ganz viele andere Dinge verboten - oder deren Konsequenzen allein auf das Individuum übertragen werden. Nun kann man zwar sagen "ja, aber die Nicht-Geimpften Schwerkranken nehmen anderen Intensivpatienten die Betten weg" - dem halte ich entgegen, dass das im Einzelfall auch der Motorrad- oder Z-Fahrer tut, der nach Unfall auf Intensiv liegt und ein dringend für einen Herzkranken benötigtes Bett belegt. Abgesehen davon könnte man ja mehr Betten bauen - kostet nur was, und zwar der Versichertengemeinschaft. Genauso, wie es der Versichertengemeinschaft was kostet, wenn ich ein Hochrisikoprivatleben führe. Aber letzteres ist dann irgendwie "eher akzeptabel" (damit meine ich nicht Dich, sondern so, wie es die Öffentlichkeit offensichtlich stillschweigend mehrheitlich sieht). Besonders schön, wenn als Argumentverstärker "dafür sind wir eine Solidargemeinschaft" kommt. Man muss es nur zuende denken, und man merkt, ganz so einfach ist eine Grenzziehung nicht. Man zieht irgendwo eine Grenze willkürlich ein bezüglich der Frage, was ok ist (Rauchen im Beisein von Kindern) und was nicht ok ist (zum Beispiel sich nicht impfen lassen). Tun wir alle, diese Grenze ziehen, jeder für sich, aber sie bleibt...willkürlich.
Genauso, wie ich es nur begrenzt lustig finde, wie die Politik doch manches Mal eine Karotte vor die Nase hält (nicht nur bei Corona) um kurze Zeit später die bekannte "was schert mich mein Geschwätz von gestern"-Mentalität einzunehmen. Erst erzählt man "Wir müssen x%-Durchimpfung haben, das ist der Weg in die Freiheit" - um dann einzugestehen "nach der Impfung ist vor der Impfung". Das das nicht unbedingt bei jedem auf Gegenliebe stößt, ist mir auch verständlich. Wenn man mir von Anfang an sagt "so sicher wie einmal im Jahr Weihnachten ist, so sicher müssen wir uns einmal im Jahr (oder 2x) impfen lassen - das wäre für mich ehrlicher gewesen. Und wenn dem entgegen gehalten wird "sie wussten es nicht besser" - dann muss ich sagen: Dann kann ich auch eine Haltung tolerieren, die sagt "wenn sie das nicht wussten, wissen viel zu wenig, auch über die möglichen Impffolgen - und das mach ich dann nicht mit" (ich weiß, das ist jetzt ganz heiß, aber ich kann zum Glück sagen: ich h a b ja mitgemacht).
Exkurs: ein bissl habe ich ja von Deinen persönlichen Erfahrungen im Einzelhandel gelesen, dass dort eine "ich bin der Kunde, und ich bin daher der König"-Mentalität bei Nichtgeimpften vorkommt, ist glaube ich auch unstrittig. Das hat aber nichts mit der Frage, ob jemand Befürworter oder Gegner ist, zu tun. "Es gibt so' ne und so 'ne", bei beiden Gruppen. Das nur als Randnotiz.
Ich hoffe, dass wir hier, wenngleich "off-Z-Topic", aber smalltalk-Bereich, solche Gedanken weiterhin austauschen können, solange es nicht zu Werturteilen über andere führt.
LG Ralf