Zur Frage ...und wie geht's Euch?
Meine Erfahrungen von dieser Woche
Vorneweg meine Frau und ich sind zwei Mal geimpft. Achtung, jetzt kommt langer Text
Das Gesundheitssystem krankt wieder mal
Meine Frau hat sich einen Magen/Darm Infekt eingehandelt und liegt seit Sonntag mit hohen Fieber und ausgeprägten Brechdurchfall im Bett. Sie hat seit dieser Zeit (knapp 4 Tage) weder gegessen noch getrunken da nicht mal ein Teelöffel mit lauwarmen Wasser im Magen bleibt.
Zum anderen, sie hatte vor 6 Jahren aus heiterem Himmel einen Herzstillstand und wurde von mir reanimiert bis der Notarzt eintraf. Der Auslöser vom Stillstand konnte bis heute nicht gefunden werden. Seit dem hat sie eine Defi implantiert und muss täglich mehrere wichtige Herz Medikamente einnehmen, das aber leider in ihrem jetzigen Zustand nicht möglich ist. Alles was rein geht, kommt sofort wieder raus.
Meine Frau war Dienstagabend so bereits geschwächt, dass sie mir nicht mal mehr eine verständliche Antwort zu ihrem Befinden geben konnte.
Aus lauter Verzweiflung habe ich den Notdienst 112 angerufen. Der Notdienst hat abgelehnt, da sie es nicht als Notfall einstufen. Ich wurde auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116/117 verwiesen. Hier wurde ich nach langer Wartezeit am Telefon sogar mehrfach aus der Leitung geworfen. Letztendlich hatte ich nach fast 30 min eine wirklich nette Dame am Telefon, die selbst mal im Pflegeberuf gearbeitet hatte. Sie konnte nicht verstehen warum wir nach meinen Angaben zur Anamnese vom Notdienst abgelehnt wurden. Sie sagte zu mir, sie könne meine Frau auf der Warteliste mit hoher Priorität einstellen. Dann werden wir zeitnah vom Bereitschaftsarzt zum Hausbesuch angefahren. Ja was soll ich sagen, er war doch recht schnell da. Das recht schnell hat allerdings 3 Stunden gedauert, obwohl er nicht mal 20 km Fahrstrecke hatte. Sein Auftritt war kurz und knapp, nach 3-5 Minuten war er wieder aus dem Haus. Sein Eindruck den er hinterlassen hat, war äußerst genervt und der Krankheitsverlauf hatte ihn überhaupt nicht interessiert. Die Behandlung war Sekundenschnell erledigt. Spritze in den A...... und Morgen ist wieder alles Gut, weg war er. Ach so hätte ich fast vergessen, die Versicherten Karte war das einzig Wichtige.
Nächsten Tag hatte sich aber die Situation leider weiter verschlechtert.
Ihre Hausärztin haben ich Mittwoch endlich mal nach 3 Tagen telefonisch erreichen können. Es waren wieder ca. 20-25 Anrufversuche von 9:00 - 11:00 Uhr. Entweder ist das Telefon belegt oder der AB ist wegen Überlastung geschaltet. So geht das schon seit Wochen. Die Praxis hat außerdem nur von 9-11 Uhr Sprechstunde für Allgemeinmedizin (2 Stunden) und dann noch mal 1 Stunde von 11-12 Uhr für Corona.
Hier einen Termin zu bekommen, wenn man es telefonisch bis dahin geschafft hat, ist wie ein Sechser im Lotto. Trotz festen Termin hat man weiter noch eine Wartezeit 1- 1,5 Stunden im Wartezimmer bis endlich die Tür für einem zum Arztzimmer geöffnet wird.
Heute mussten wir allerdings die 1,5 Stunden nicht warten da wir beobachtet wurden, wie ich meine Frau in die Arztpraxis geschleppt hatte. Selbstständig laufen war ihr nicht mehr möglich, sich konnte noch nicht mal alleine stehen. Von nun an ging alles sehr schnell. Die Hausärztin war von dem Zustand meiner Frau so entsetzt, dass sie eine Noteinweisung ins Krankenhaus veranlasst hatte. Ich dachte, endlich kommt sie da hin, wo sie schon längst hätte sein sollen.
3 Stunden später wurde ich vom Krankenhaus angerufen, ich solle meine Frau wieder abholen, sie hätten kein Bett frei und keine Zeit für sie.
Natürlich war ich gleich sichtlich erleichtert, da ich wusste, wenn sie wieder weggeschickt wird, wird sie jetzt nicht gleich in den nächsten Stunden sterben. Und wenn man dehydriert ist dauert es trotzdem einige Zeit bis der Körper aufgibt. Diese restliche Zeit kann ich ja noch mit ihr Zuhause verbringen.

Mein Sarkasmus ist sicherlich nicht zu übersehen.
Mir wurde auch noch mitgeteilt, dass ich Zuhause die Krankenpflege meiner Frau übernehmen soll. OK,..... ich als gelernter Elektriker,...... dann werde ich wohl demnächst auch operieren.
Im Krankenhaus angekommen, wollte ich meine Frau abholen. Zutritt bekommt man leider gar nicht mehr, stattdessen wurde mir vom Empfang versichert, dass meine Frau bereits alleine gegangen ist. Mein erster Gedanke "oh, wo kam so plötzlich der Wunderheiler her". Da ich aber an so einen Scheiß nicht glaube kam es zu einer fast 20 minütigen Diskussion zwischen dem Personal und mir. Letztendlich hatte man sie doch im Schockraum auf einer Liege vergessen. Sie wurde mit einem Rollstuhl zu mir gebracht. Schon komisch,... vor einer halben Stunde konnte sie doch noch laufen und hatte die Klinik verlassen und jetzt wieder im Rollstuhl? Irgendwie konnte keiner mehr verstehen wo die Dame (meine Frau) wieder her kam???
Jedenfalls, hoch lebe Jens Spahn und hoffentlich wird er und seine Angehörigen in Corona Zeit nie krank.
Ach da wären ja noch die Zusatzeinkünfte die ich als neuer ausgesuchter Krankenpfleger meiner Frau
nicht bekomme.
Eventuell muss ich dafür noch Einkommensteuer bezahlen.
Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass ich mit guten Gewissen, durch meine Pflegedienste an meiner Frau, die Krankenkasse entlasten kann. Für meine Frau ist das allerdings weniger gut wenn sie bei mir als Versuchskaninchen herhalten muss, vor allen dann nicht, wenn ich mit operieren anfange.
Soll noch mal einer behaupten, unser Gesundheitssystem funktioniert nicht.
Gruß
Jürgen