Hallo Uwe,
da Anlageberatung, Vermögensverwaltung und Portfoliomanagement genau mein "Revier" ist erlaube ich mir ein paar allgemeine Worte dazu:
Wie du dir denken kannst, gibt es auch bei der Geldlage nicht die beste Anlage. Entscheidend ist allein, was für DICH die beste Anlage ist. Bei der Auswahl sollte man deine aktuelle Lebenssituation - also solche Dinge wie verheiratet oder ledig, Kinder (Alter der Kinder), dein Alter, dein Einkommen, steuerliche Situation etc. - genauso betrachten wie die Höhe des Gesamtvermögens, die bisherige Aufteilung des Gesamtvermögens (Immobilien, Renten, Aktien etc.), deine Risikoneigung (Konservativ oder spekulativ) und noch einige weitere Faktoren.
Da niemand genau weiss, was in der Zukunft passieren wird (weder dein Bankberater, noch der Wirtschaftsjournalist bei ntv noch der gute Freund der einem irgendwelche heisse Tipps verrät) hat sich eine Streuung des Vermögens auf verschiedene Anlageformen bewährt. Wichtig ist, dass du dich mit der gewählten Anlageform wohlfühlst (egal wie gut die Ertragaussichten sein mögen) und nicht jede Nacht schweissgebadet aufwachst und dir Sorgen machst, ob evtl. Morgen bei einem Anstieg des Ölpreises um 1% und eines Anstieg der Frachtraten dein Vermögen eventuell um 10% fallen könnte.
In der klassischen Vermögensstrukturierung hat sich über die letzten 100 Jahre ein Mix von Immobilien, Renten (Anleihen, Sparguthaben, Festgeld, Tagesgeld) und Aktien bewährt. In welchem Verhältnis die zueinander stehen muss jeder für sich entscheiden - eben je nach Lebenssituation und Risikoneigung. Ob dies jetzt im konservativen Fall nur Immobilien und Renten sind oder im spekulativen Fall nur Renten und Aktien kommt dann eben auf den Einzelfall an.
Neben einer guten Vermögensstrukturierung trägst aber auch du selber elementar zum Erfolg deiner Geldanlage bei:
Lass dich niemals von (zu) hohen Renditeversprechen über die Risiken hinwegtäuschen.
Lass dich niemals von Stimmungen (egal ob es Kaufpanik oder Verkaufspanik ist) zu Kurzschlusshandlungen hinreissen. Die Realität ist über Jahre hinweg niemals so schwarz oder so weiss wie sie in Extremsituationen beschrieben wird. So bot z.b. die Finanzkrise vor 6-12 Monaten gigantische Anlagemöglichkeiten. So hatte der konservative Anleger die Chance, sich Zinsen bei Festgeld bzw. 1-3 Jahresanlagen von 4 bis zu 5% p.a. zu sichern. Während ich zum damaligen Zeitpunkt zum Investment in möglichst langfristige Anlageformen geraten habe ist mittlerweile der Reiz der hohen Zinsen komplett verfolgen. Historisch niedrige Zinsen reizen aktuell nicht zur längerfristigen Anlage.
Lasse die Finger von "komplizierten" Anlageformen - also strukturierten Produkten bei denen die Renditeerwartungen an irgendwelche Bedingungen geknüpft ist. Wie im richtigen Leben gilt die Devise: So einfach wie möglich. Mit solchen Zeugs sollen sich die Profis rumschlagen (und die haben es ebenfalls nicht im Griff wie man an den Gründen für die Finanzkrise erkennen kann).
Streue dein Vermögen. Setze nicht nur auf eine Anlageform oder sogar nur ein bestimmtes Produkt einer Anlageform. Die Mischung macht's!
Schlussendlich noch ein Wort zum Gold:
Meiner Meinung nach ist physisches Gold (also Barrren, Münzen oder auch ein Goldkonto - Goldminienaktien lasse ich hier mal aussen vor) keine geeignete Vermögensanlage. Der Grund ist, dass Gold in den letzten Jahrzehnten selber in absoluten Krisensituationen nur unterdurchschnittlich performt hat. Dazu kommt für uns Europäer, dass das Gold und der US-Dollar eine erstaunlich hohe gegenläufige Korrelation aufweisen. Sprich steigt das Gold, fällt der Dollar und umgekehrt. Da Gold in US-$ notiert wird, hat dies für uns massive Auswirkungen.
Man sollte sich auch bewusst sein, dass im Gegensatz zum Ruf Gold eine sehr spekulative Anlageform ist. Die Preis-Schwankungen (in US-$) sind nämlich nicht ohne.
Auch wenn ich Gold nicht als Geldanlage sehe, habe ich doch ein gewisses Faible dafür. Damals (zwischen 1996-1998) bot sich mir die günstige Gelegenheit an einige Goldmünzen zu kommen. Ich sehe dies aber nicht als Geldanlage, sondern als Hobby, da ich mir sehr gerne die Sammlung ab und an anschaue. Obwohl ich die Münzen damals nahe eines 20-Jahres-Tiefststandes beim Gold erworben habe (auf DM bzw Eurobasis) hat sich die Anlage bis heute in Euro (trotz super Timing beim Kauf und einem deutlichem Preisanstieg) nur rund veranderthalbfacht. Angesichts des Risikos der Anlage und des Anlagezeitraums von ca. 12 Jahren wohl eine gute, aber keine sehr gute Rendite. Wenn man jetzt noch das gute Timing berücksichtigt (das nicht selbstverständlich ist) sogar eher unterdurchschnittlich.
Deshalb sollte physisches Gold höchstens eine kleine Depotbemischung bis zu 5%-7% des Vermögens sein.
So... ich habe fertig

und bin dazu müde.
Ich habe noch 2 Goldcharts im Anhang beigefügt. Ein sehr langfristiges mit der Notierung in Euro (früher DM) und etwas kürzeres mit der Dollar-Notiz. Im Vergleich sieht man z.b. relativ gut die Auswirkungen der Dollarverschiebungen.
In diesem Sinne... gute Nacht Forum.
Grüsse vom Magier der Märkte
Nico