Hallo Leute,
hab gerade ein wenig im Forum gestöbert und bin auf der Umfragenseite auf das Grüßen gestoßen.
"Grüssen sich Z3 Roadster gegenseitig?!"
Ich gebe hiermit offen zu, ICH GRÜSSE NIE !!!!!
Warum tue ich dies nicht?
Zu Erklärung: (muß ich ein wenig weiter ausholen)
Nun, außer das ich einen Z3 fahre, bewege ich noch ein Motorrad. Somit kenne ich schon, seit meiner im Dezember 1980 bestanden Führerscheinpfrüfung, den „MOTORRAD-GRUSS“. Also vor der Zeit des „Zetti“.
Wo rührt dieser Gruß nun her? Woher kommt er und was soll er eigentlich, der Motorradfahrergruß ?
Es war, erzählt man sich, die Zeit nach dem großen Krieg, dem 2. Weltkrieg. Der Wiederaufbau begann und jeder wollte wieder und musste zum Teil so schnell wie möglich wieder Mobil werden. Also benötigte man motorisierte Fahrzeuge und zwar eine Menge.
Das Problem war, kaum einer war finanziell in der Lage sich ein Auto zu kaufen. Da gab es dann diese Einspurigen kleinen Motorräder, so um 125 ccm.Sie waren kostengünstig zu erstehen. Allerdings gab es schnell den Wunsch nach größeren Maschinen. Wie zum Beispiel BMW, DKW, Horex, Zündapp welches noch heute bekannte Namen sind. Ersterer ist sogar momentan sehr gut in diesem Geschäftsbereich tätig.
Um 1950-1955 herum, hatte sich die Wirtschaft so ziemlich erholt, das die Nachfrage nach Motorrädern einfach nachließ.
Später war es dann vorbei mit dem Motorradboom. Wer etwas auf sich hielt fuhr jetzt wieder Auto, und wenn es nur eine Isetta oder ein Cremeschnittchen waren. Bald beherrschten dann der Käfer und andere Kleinwagen das Straßenbild.
Wer nach dieser zeit dann noch Motorrad fuhr, war also entweder arm dran oder aber ein überzeugter "Biker". Das soziale Ansehen eines Motorradfahrers war total im Keller.
Die Motorradfahrer, die aus Überzeugung weiterfuhren, hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die meisten hatten auf das Auto umgesattelt und wollten von ihrer Motorradvergangenheit nichts mehr wissen.
Überzeugt musste er obendrein sein. Denn wer friert sich schon gerne einen Wolf wenn er auch einen Blechkasten mit Heizung Fahren könnte.
Ein Motorrad als Zweitfahrzeug neben dem Auto, so etwas war finanziell undenkbar.
Im Endeffekt blieben nicht mehr sehr viele Motorradfahrer übrig.
Und jetzt kommt es:
Wenn man dann tatsächlich mal einem anderen Motorradfahrer begegnete war man voller Freude. Man konnte sicher sein, das ihm Gegenüber ein ebenso fachkundiger und überzeugter Biker stand.
So fing es an, das man begann sich gegenseitig zu grüßen, aus Freude das es da noch jemanden anderen gab, der die gleichen Intressen pflegt und aus gegenseitigem Respekt. Man organisierte Treffen und schloss sich zusammen. Anders ging es gar nicht, denn die breite Öffentlichkeit sah mittlerweile das Motorradfahren als quasi "A-Sozial" an.
Bis weit in die 70er Jahre hinein,als die Honda CB 750 Four schon lange den 2. Nachkriegsmotorradboom ausgelöst hatte, war man als Motorradfahrer automatisch ein OUTLAW; A-SOZIALER, SCHLÄGER oder ROCKER.
Erst in der Gegenwart, in der Motorradfahren meist mehr Hobby als notwendige Mobilität bedeutet, denke ich, darf der Sinn des Grüßens in Frage gestellt werden. Denn oft hat man ja nicht mehr gemein, als daß man am Wochenende mal eine Runde dreht.
Da spielen Überzeugung, Fachwissen, und Fahrkönnen weit untergeordnete Rollen. Der Spaß am sonnigen Vergnügen überwiegt die alten Tugenden bei weitem.
Gegrüßt wird aus Tradition, weil es halt dazugehört, Es ist eine alte Angewohnheit die an "bessere" Zeiten erinnert, oft aber lästig und manchmal sogar gefährlich ist.
Wie gesagt, bei dem derzeitigen Bestand an motorisierten Einspurfahrzeugen stellt sich sowieso die Frage ob das Grüßen überhaupt noch einen Sinn macht. Eine verschworene Gemeinschaft von Individualisten die, komme was wolle, zusammenhalten sind wir Motorradfahrer ja ohnehin nicht mehr.
Außer.... man gehört zu der Fraktion der ganz hartgesottenen Winterfahrern!
Die, die das ganze Jahr ihr Bike angemeldet lassen und jederzeit unterwegs sein können.
Motorradfahrer sind entweder Winterfahrer oder Weicheier. Weicheier trifft man im April bei der Versicherung, wo sie ihre stillgelegten Maschinen wieder anmelden. Winterfahrer dagegen fahren durch. Ihre Zahl ist klein.
Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die Freude groß. Von April an grüßen Winterfahrer nicht mehr. Winterfahrer grüßen keine Weicheier.
Weicheier erkennt man daran, das sie in den ersten Frühlingswochen wie wild und beidhändig alles grüßen, was sich auf 2 Rädern bewegt. Vor lauter Aufregung vergessen sie dann oft, das da vorne eine Kurve kommt. Sie haben immer frische Unterwäsche an - man könnte ja im Krankenhaus landen.
Tja,.. und Roller ? Sorry, ..... das hat eben keine Tradition.
Und Zetti fahren.... hat in meinen Augen auch keine Tradition. Als ich Golf fuhr ..hätte ich da jeden „Golf-er“ grüßen sollen? Oder als Peugeotfahrer,sollte ich denn etwa jeden Peugeot-Fahrer grüßen ....hat auch keine Tradition.
Zu diesem Motorradgruß gehört halt eine Geschichte und die gibt es beim Zetti nicht.
Würde mich über Meinungen anderer freuen,
Gruß
Stephan