Ich bin beim Stöbern nach Teilen und Infos für meinen Z3 auf diese Seite/Forum gestoßen und dachte „guck doch mal rein“
Also mache ich das jetzt, und da ich mich gerne vorstelle, wenn ich wo neu bin, wird das auch gleich mit erledigt….und wie es meine Art ist, etwas Wortreich mit einem Zwinkern

Also: Mein Name ist Thomas, ich bin Baujahr 1967 (Da muss man schon weiter runter scrollen beim anmelden) und seit März 2020 Besitzer eines Z3 1,9 87 Kw.
Da ich in meiner ersten, bisherigen Lebenshälfte, angefangen von BMW 1600/2 Bj 1970 und BMW 2002, diverse Dreier modelle (E30 E36) und mehrere aus der 5er Reihe nur BMW Gefahren bin, dachte ich mir Anfang des Jahres 2020, es wird mal wieder Zeit mich -Der Freude am Fahren- zu widmen .
Also welcher darf´s denn sein?
Mal wieder ein E30 in M-Version, oder vielleicht doch eher einer von den älteren 5er Modellen?
Auf der Suche nach einem passenden Hobby-Fahrzeug ist mir dann „mein“ Z3 über den Weg gelaufen. Er stand da, bei einem zwielichtigen Händler unter Bäumen, bedeckt mit Moos, Laub, Vogelsch…. Und so weiter. Das ehemalig beige Verdeck hatte so Langsam die Farbe des restlichen Autos angenommen (Oxfordgrün gepaart mit diversen biologischen Zerfallsprodukten ), die Reifen platt, der Felgenlack lag teilweise neben den Felgen, Kotflügel vorne durchgerostet, Bremsscheiben reif für den Kompost und 196300 Km auf dem Tacho……ein Trauerbild aus Erstbesitz. Der Besitzer hatte wohl nach gut 20 Jahren keine Lust mehr.
Zweimal in einer Stunde bin ich gegangen…und zweimal bin ich zurück. Fragt nicht warum, vermutlich so etwas wie ein Automobiles Helfersyndrom. Es gibt Sachen, gegen die man sich einfach nicht wehren kann.
Also habe ich beschlossen: Sollte es einen Schlüssel und die Papiere noch geben, und sollte das „Häufchen Elend“ anspringen, wird es gekauft!
Die beiden Ersteren gab es beim Händler, also mein Auto daneben gestellt, Überbrückungskabel angeschlossen, Öl und Wasser nachgesehen, durchgeatmet und Schlüssel rum……..
Bei den ersten 5 Umdrehungen ging schon die Öllampe aus, bei den nächsten 5 fiel mir auf, dass der Lüfter auf höchster Stufe läuft…dann nochmal 5 Umdrehungen mit „Husten“ und leisem Tickern ….dann lief er….naja, er ging zumindest nicht wieder aus. Gefühlt taten 2,5 von 4 Zylindern ihren Dienst, dann kamen so nach und nach jeweils 0,5 Zylinder dazu……aber er lief.
Da man sich an seine eigenen Versprechen halten sollte, musste ich ihn ja nun auch kaufen. Es dauerte noch etwa eine Stunde, bis sich die Preisvorstellung des Händlers, meiner eigenen so weit angenähert hatte, dass es Tatsächlich zum Kauf kam. Die Voraussetzung war, TüV Neu und Zulassung.
Wie der Händler den Tüv gemacht hat, will ich gar nicht wissen, aber der Zustand war mir ja klar, ich wollte mir nur die Wege ersparen und ein Probefahrtfähiges Auto haben.
Ein paar Tage Später einen Anhänger gemietet und ab nach Hause mit dem Biotop.
In den Nächsten Tagen gab es erst mal eine vorläufige Bestandsaufnahme:
Karosse:
Beide Kotflügel vorne durchgerostet, Tür Rechts Kantenrost, Die Einstiege/Schweller verbeult und rostig (Träger aber ok.), Verdeck voller Moos und Dreck, aber noch dicht, Lack ansonsten dreckig aber noch vertretbar.
Innenraum:
Muffig, dreckig, aber bis auf die Wange des Fahrersitzes und den Türgriff links innen noch in Ordnung und unbeschädigt.
Bremsen :
Einfach nur fertig…
Achsen und Fahrwerk:
Sind teilweise erneuert und in Ordnung (Erstaunen meinerseits)
So ging es jetzt erst mal ans Reinigen, ich wollte ja wissen wie er mal aussehen könnte, wenn man sich etwas Mühe gibt. Mit dem Hochdruckstrahler gab es die Grobe Vorreinigung, auch über das Verdeck und in den Radkästen. Ich habe ungelogen, zwei fast volle Eimer Dreck entsorgen müssen, war aber nicht so schlimm, konnte ja alles auf den Kompost.
Ein weiterer Vormittag ging für den Innenraum drauf, dann durfte der Z3 endlich in meine recht gut ausgerüstete Garage.
Also aufbocken, Räder runter und los ging die technische Bestandsaufnahme
Zylinderkopfdichtung durch (mindestens) , Kühler, Thermostat und Wasserpumpe neu, Zylinderkopfdichtung und Dichtsatz neu, Bremsen sowieso …also erstmal Teile bestellen.
Nach einigen Tagen war dann alles da und ich fing an den Motor zu zerlegen. Die Zylinderkopfdichtung war fix und k.o., der Kühler undicht und mit irgendetwas verklebt, das Thermostat Innenleben glänzte durch Abwesenheit, Thermoschalter für den Lüfter war überbrückt, so dass Dieser immer auf Vollgas lief und die Brühe, die ich als Kühlflüssigkeit abgelassen hatte, verdiente diesen Namen nicht mehr. Der abgebaute Zylinderkopf ging, nach Sichtung der eingelaufenen Nockenwelle direkt in den Schrott und wurde durch einen komplett überarbeiteten (Planen, abdrücken, Schaftdichtungen, Führungen usw…) ersetzt. Die Brennräume / Zylinder gesichtet und vermessen und als nicht neu, aber O.K. befunden. Ölwanne abgeschraubt (ging schnell, war nur die Hälfte der Schrauben verbaut) und Pleuellager gesichtet. Als ich die Lager, bzw was davon übrig war, sah, habe ich kurz überlegt, den gesamten Motor zu verschrotten. Erstaunlicher Weise, hatte er aber bei den Probeläufen (noch) nicht geklappert und eine Vermessung der Kurbelwellenlager mit dem Mikrometer (Bügelmessschraube) und die unbeschädigten Lagerflächen ermutigten mich dann, den Motor doch zu retten.
Ich weiß, diese Motoren gibt es recht oft zu anständigen Preisen auch gebraucht, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich es einfach wissen, ich wollte dieses Auto mit DIESEM Motor wieder auf die Straße bringen, und zwar so, dass auch mal eine Urlaubstour von Tausend Kilometern oder mehr, ohne Angst zu bewältigen ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich auch nicht mehr wirklich eine Kosten/Gegenwert-Rechnung aufgemacht, sondern habe angefangen mir meinen Z3 zu bauen.
Als alle neuen und nachbestellten Teile schön verstreut um den Z3 lagen, habe ich mich einen Freitag und Samstag von meiner Frau beurlauben lassen und bin ans Werk gegangen. Da ich die Bremsen schon erneuert hatte, konnte ich mit dem Motor starten.
Kolben nach oben, Ringe neu, Pleuellager sorgfältig gereinigt, neue Schalen und Schrauben verbaut, Finger beim Einbau des Ausgleichgewichtes geklemmt (geflucht), mehrere abgerissene Ölwannenschrauben stundenlang rausgefriemelt (mehr geflucht), Ölwanne mit neuer Dichtung usw ordentlich verbaut und Motor wieder auf die Böcke gesenkt. Nach einer Kaffeepause und erster medizinischer Betreuung durch meine Frau, ging es an den Zylinderkopf und Kette. Kettenführung und Spanner erneuert, obwohl kein Verschleiß ersichtlich war, Planfläche vom Block penibel gereinigt, Stirndeckel unten verbaut, natürlich auf Planlage der Kanten geachtet, Dichtung drauf, Kopf hinterher, und mit neuen Schrauben angezogen. Zu diesem Zeitpunkt musste ich die Arbeit dann leider vorerst beenden, da der Tag rum war und mir der Rücken….also ich kann euch sagen, der Rücken….warum sind die Roadster so verdammt tief?
Am nächsten Tag ging es weiter mit Auspuffkrümmer, der Gereinigten Ansaugbrücke, neues Thermostat Flansche und Wasserpumpe, neuem Kühler, Lüftersensor und Schläuchen, neuer Heizungsschlauch, Kerzen und Kabel, Luftfilter, Ölfilter , ….
Dann Öl, Glysantin und Wasser rein……und Bammel bekommen. Was passiert wenn ich jetzt irgendetwas vergessen habe, oder die Steuerzeiten nicht stimmen, habe ich alle Schrauben angezogen? Stimmen die Drehmomente auch? Habe ich eigentlich das Ausgleichsgewicht festgeschraubt? Und überhaupt, wie weit ist der Mond von der Erde weg????? …kinners, was da alles passieren könnte…..
Es half alles nichts, die Sekunde der Wahrheit nahte erbarmungslos.
Ich sitze im Auto, Schweiß auf der Stirn, zitternde Finger und drehe den Schlüssel…… zwei bis drei Umdrehungen vom Anlasser, Öldruck steht und er springt an, einfach so, total unspektakulär, läuft ohne Nebengeräusche total ruhig und gleichmäßig. Ich sitze da und tippe vorsichtig aufs Gas, auch das geht, er nimmt es an, dreht sanft und ruhig hoch, ist sofort wieder auf Standgas und läuft einfach so, als wollte er sagen:
„Was ist? Wo solls hingehen?“
Und Dafür habe ich mich so aufgeregt???? Was soll das denn???
Aber O.K. ich bin ja nicht nachtragend….
Da er ja zugelassen und langsam in einem Tüv-wertigen Zustand war, öffnete ich das Garagentor…..vorsichtig Rückwärtsgang rein, Kupplung kommen lassen und rückwärts die Einfahrt hoch….. Moooment, es regnet nicht, also Verdeck auf !
Auf der Straße Gang rein und los….es geht, der fährt ja!? Also raus aus der Wohngegend und mal gucken wie lange er hält, kann ja nicht sein, das ich aus Versehen alles richtig gemacht habe.
Da war doch noch was? Ach ja, schnell noch meine Frau angerufen und Fahrbereitschaft angefordert, falls….man weiß ja nicht…..
Als erstes ist mir aufgefallen, dass das Differential jault, aber ok, kann man sich ja noch kümmern, ansonsten viel mir auf das mir nichts weiter auffiel, Schaltung, Bremsen, Motor und Leistung…alles wie es sein soll. Temperatur absolut in Ordnung, auch bei dem Wasser welches ich nach einigen Kilometern kontrolliert habe, alles Bestens.
Nach einer Stunde Fahrt über die Dörfer und Land habe ich dann noch einmal meine Frau angerufen und gesagt, dass es etwas Länger dauern könnte, von wegen Gründlichkeit und so…man will ja nichts übersehen…
Tja, das war dann der Anfang, ist jetzt schon etwa 7500 Kilometer „Probefahrt“ (Ölwechsel nach 1000) einem anderen Differential Überholung der Karosse und einige wunderschöne Fahrten, her. Er hat Heute morgen, nach dem Brötchen holen 202.000 Kilometer auf dem Tacho und nächstes Jahr gibt es ein neues Verdeck, werde ihn nachher mal wieder sauber machen, wir wollten mal heute Nachmittag Richtung Thüringen, meine Frau meint, dass man die Probefahrt ruhig noch etwas ausweiten sollte….wegen der Gründlichkeit und so…
Wer es bis hierhin durchgehalten hat: Hut ab! Und Gruß
Thomas