von markus-63 » 04.07.2023 07:59
Guten MOrgen Gemeinde,
zum Thema Reifendruck bei Kraftfahrzeugen gibt es mehr als genug sehr gute Abhandlungen.
Ich selbst habe eine fundierte Ausbildung als Fahrsicherheitstrainer bei verschiedenen Institutionen durchlaufen.
Und da gibt es eine einhellige Meinung zu dem Thema:
Die in den Fahrzeugpapieren oder an der B-Säule oder in der Fahrertüre angegebenen Druckwerte sind ja bekanntlich für verschiedene Beladungszustände und auch teilweise für verschiedene Reifengrößen.
Die Werte für ein sogenanntens leeres Fahrzeug (Fahrer inkl. Sprit) sind nur dem Fahrkonfort geschuldet.
Sobald man jedoch sein Fahrzeug mit weiteren PErsonen und/oder Gepäck belädt, stimmen diese Werte nicht mehr. Wer aber, seid mal ehrlich, ändert dann sofort den Reifenluftdruck?
Genau: NIEMAND
Also was folgt daraus? Der Reifenluftdruck ist zu niedrig.
Und es ist leider traurige Wahrheit, ein Reifen bekommt keine Schäden durch hohen sondern durch zu niedrigen Luftdruck. Und leider auch eine traurige Wahrheit, der Reifen hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Den ihm einmal zugefügten Schaden kann man nicht reparieren und somit ist dann ein ernstzunehmender Defekt am Reifen so gut wie vorprogrammiert.
Jeder Kontakt mit dem Randstein, auch wenn ungewollt, verursacht bei niedrigem Luftdruck in den Rädern mehr Schäden als ein hoher Luftdruck.
Ein niedriger Reifenluftdruck führt zu mehr Walkarbeit am Reifen, Er wird somit wärmer/heißer als bei hohem Luftdruck. Eine hohe Temperatur jedoch führt dazu, dass sich die Weichmacher im Reifengummi schneller verflüchtigen und somit altert der Reifen schneller. Der Gummi wird hart, spröde, es ergeben sich Microrisse im Gummi. Der Reifen ist hinüber.
Zu den Auswirkungen von bereits 0,5 bar zu niedrigem Reifenluftdruck gibt es sehr gute Tests und Videos von dem großen Verein mit den 4 Buchstaben und den gelben "Engeln" oder auch anderen Institutionen.
Ein weiterer Aspekt: Bei zu niedrigem Luftdruck in den Reifen schließt das Profil. Es hat so gut wie keine offenen Profilrillen mehr. Bei Regen können diese Profilrillen kein Wasser mehr aufnehmen, es kommt früher zu Aquaplaning. Bei Matsch und/oder Schnee wird der Dreck, der in die noch vorhandnen Profilrillen gedrückt wird, bei der Radumdrehung nicht mehr aus den Profilrillen geschleudert. Das Profil ist dicht, der Reifen ist quasi glatt. Er kann so gut wie keinen Grip mehr aufbauen.
Bei hohem Luftdruck ändert sich dies jedoch, weil dann die Profilrillen offen sind.
Ein weiterer Vorteil (klar, bei unserem Spaßauto steht das nicht im Vordergrund) ist, dass ein Rad mit hohem Luftdruck leichter abrollt und somit sinkt der Kraftstoffverbrauch. Könnt es ja gerne mal selbst ausprobieren, indem ihr mit euerem Fahrrad mit wenig Luftdruck fahrt und dann die gleiche Strecke mit hohem Luftdruck. Oder ihr nehmt eine gut beladene Schubkarre mit wenig Luft in den Rädern und schiebt diese über eine Rasenfläche. Und dann erhöht hr den Luftdruck. Oh welch ein Wunder: es geht jetzt sehr viel leichter zu schieben.
Quintessenz aus dem ganzen:
In jedem Pkw (auch SUV, Van etc.) bitte den Luftdruck für maximale Beladung plus zusätzliche 0,2 bar einstellen. Dann seid ihr in jedem Fall auf der sicheren Seite und ihr tut eueren Reifen und euerer Geldbörse Gutes.
Und bevor Einwände kommen: Ja klar, wenn ich im Sand in einer Wüste fahre, dann muss ich doch den Luftdruck absenken, weil durch den niedrigen Druck die Reifenaufstandsfläche vergrößert wird. Dadurch sinken die Räder im weichen Untergrund nicht mehr so tief ein.
Und auch bei Fahrzeugrennen (hier meine ich legale Rennen) muss der Luftdruck auch anders eingestellt werden als im öffentlichen Straßenverkehr.
Hier kommt es ja bekanntlich auch auf beste Performance an und nicht auf lange Haltbarkeit und Sicherheit (wobei dies schon auch sehr wichtig ist). Reifen an Rennfahrzeugen halten ja auch nur ein paar hundert KM und nicht wie bei normalen Kraftfahrzeugen einige tausend KM.
Nochmal, ich bin kein Reifenpapst, aber ich weiß wovon ich hier schreibe und ich möchte nur ein paar interessante Dinge zu dem Thema ansprechen.
in diesem Sinne beste Grüße
Markus