Kühlmittelverlust - Motortausch notwendig / sinnvoll?

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Re: Kühlmittelverlust - Motortausch notwendig / sinnvoll?

Beitragvon eisi » 05.03.2021 11:25

Servus!

Ein herzliches Willkommen hier und viel Erfolg bei der Schadensdiagnose und -abstellung :thumpsup: und dann wieder viel Spaß mit dem Z3 - und uns :wink:

Zum Thema:
Problematisch, wie schon beschrieben, sind Ferndiagnosen; die haben etwas von Kaffeesatzlesen.
Dennoch gilt hier der Grundsatz: Wer Hilfe benötigt wird sie bekommen :!:
Die von Dir beschriebenen Kühlmittelverluste sind grundsätzlich bedenklich, dem muss Abhilfe geschaffen werden.
Die Vorgehensweise ist, dass man
- das komplette Kühlsystem zu prüfen hat (Dichtigkeit/Druckbeständigkeit)
- das Motoröl auf Verdünnung bzw. Fremdstoffe
- den Motor auf Dichtigkeit/Lecktage (ZKD (Zylinderkopfdichtung)/WP (Wasserpumpe)) prüft
- das Heizungssystem auf Dichtigkeit prüft
Sollte man hier keine Fehler finden, gibt es keine :idea:
Also muss eine Baugruppe, ein Teil des Systems, fehlerhaft sein.
Schadensursache 1)
Ich tippe, weil nicht von weißen Rauchzeichen aus dem Auspuff berichtet wird, von einem ZKD-Defekt.
Dieser kann natürlich durch fehlerhafte Abstellung des ersten Schadens (Verzicht auf das Planschleifen des ZK (Zylinderkopf) und damit Einbau eines Folgefehlers) ursächlich seinen Ausgang haben.
Es gibt drei Schadensbilder an der ZKD:
Bild 1: Die ZKD ist komplett durchgebrannt/beschädigt und drückt sowohl das Öl in die Kühlflüssigkeit wie auch die Kühlflüssigkeit ins Motoröl/in den Brennraum.
Bild 2: Die ZKD ist so durchgebrannt/beschädigt, dass es nur Öl in den Brennraum/aus den Motor/in die Kühlflüssigkeit drückt (Motorölverlust)
Bild 3: Die ZKD ist so durchgebrannt/beschädigt, dass es nur die Kühlflüssigkeit in den Brennraum (weißer Auspuffrauch)/aus dem Motor/in das Motoröl drückt.
Schadensursache 2)
Allein das Planschleifen des Zylinderkopfes kostet soviel, dass der Gesamtbetrag schon knapp vierstellig werden muss, damit es richtig gut gemacht ist.
Weitere Möglichkeit - eher unwahrscheinlich - wäre, dass der Instandsetzer eine qualitativ minderwertigere KD (Kopfdichtung) verwendet hat. Dadurch kann dieses Schadensbild ebenfalls auftreten; einzig das nachzufüllende Wasser stört hier bei der Diagnose. Da wäre erstmal alles dicht!
Schadensursache 3)
Lecktage im Kühlsystem. Dabei tritt immer etwas Flüssigkeit aus, weil
- der Kühlerverschluss defekt (Dichtung/Überdruckfeder) ist
- der Kühler/das Netz darin oder Anschlüsse durchgegammelt ist/sind und damit das Kühlwasser einfach rausgedrückt wird
- die WP (an der Welle, das merkt man idR nur beim Abdrücken) undicht ist und damit der Flüssigkeitsstand im System sinkt
- der Ausgleichsbehälter/die Dichtung/Leitung/Anschluss zum Ausgleichsbehälter undicht/defekt ist
Schadensursache 4)
Riss im Zylinderkopf... :pssst: Dann hilft nur der Tausch gegen einen guten Gebrauchten/Neuen.
Dabei ist auch der Umbau sehr aufwendig und kostspielig!
Schadensanalysemöglichkeiten:
Das System abdrücken; dazu wird der Deckel des Ausgleichsbehälters entfernt und ein Anschluss mit Druckluftventil verwendet. Dies wird dann bei nicht gestarteten Motor mit ca. 2 bar beaufschlagt. Der Druck muss über mind. 15 bis 30 min (unterschiedliche Aussagen dazu) exakt gehalten werden. Ist dies nicht der Fall geht es zur Analyse nach den oben beschriebenen Punkten.
Als nächstes wird der Ölmessstab und der Öleinfülldeckel auf Spuren von Ölschaum (entsteht beim Mischen von Wasser mit Öl) bzw. Wassertropfen geprüft.
Das Ablassen von Motoröl fördert auch aufschlussreiche Ergebnisse an den Tag, weil Wasser schwerer als Öl ist und man bei der aufgefangenen Brühe sehen kann, ob Kühlflüssigkeit im Motoröl ist oder neben nicht.
Das Entfernen von Zündkerzen und Prüfen des Zustandes/Aussehens der Zündkerzen eine Analyse gemacht werden kann.
Kompressionsprüfung:
Dabei wird anstatt der Zündkerzen ein Druckprüfer in die Zündkerzenbohrung gedrückt und der Motor per Anlasser gedreht; der dabei erzeugte Druck im Zylinder gibt Auskunft, ob dieser dicht ist oder nicht. Bei ottokraftstoffbetriebenen Zerknalltreiblingen (Fachbegriff für Benzinmotor) sollte idR eine bei allen Zylindern mittlere Kompression von mind. 10:1 entstehen. Wird dieser nicht erreicht bzw. deutlich unterschritten, kann das auf eine Undichtigkeit in der ZKD/am Ventil/im Zylinderkopf selbst hindeuten.

eisi, der Dir beide :2thumpsup: dass es nicht die worst-case-version wird
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Re: Kühlmittelverlust - Motortausch notwendig / sinnvoll?

Beitragvon PeWe » 05.03.2021 12:51

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen... :2thumpsup:

Außer einem herzlichen Willkommen bei uns hier im Forum.

Beste Grüße
PeWe
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Re: Kühlmittelverlust - Motortausch notwendig / sinnvoll?

Beitragvon Mach2.8 » 05.03.2021 17:05

Willkommen hier im Forum,
Hier wird niemand der Hilfe benötigt schlecht behandelt.
Wenn da mal etwas heftiger diskutiert/argumentiert/lamentiert wird, sind es meist User die sich kennen und zu nehmen wissen :wink:

Bei deinem Problem wäre mein Verständnis folgend: 2018 wurde die Zylinderkopfdichtung (ZKD) gemacht. Da wurde das System vermutlich nicht richtig entlüftet, bei diesem Motor sehr aufwändig und schwierig und man sollte wissen wie das geht. Seitdem füllst du regelmäßig nach.
Weil Luft im System ist, kocht das Medium regelmäßig hoch und wurde über den Deckel (Überdruck) abgeblasen.

Nach dem Motortausch bei meinem ZZZ war das genauso. Ich habe 3-4x ca.300ml nachgefüllt, zwischendurch beim Fachhändler zum Abpressen, was keinen Verlust ergeben hat. Verlust eindeutig nur am Deckel zu finden.
Ich habe dann den Behälter auf max. befüllt, den Motor warmgefahren, Heizung voll aufgedreht, die Weinberge hier steil hoch und runter, seitlich schräge Wege links und rechts genommen. Anschließend noch einmal nachgefüllt und seitdem ist Ruhe. Auch nach 2500km keine Auffälligkeit mehr.
Ist bei mir ein anderer Motor, das was du schilderst ist gleich.

Das wäre die kostengünstigste Variante, die ich zuerst nehmen würde. Dass das Medium wegblubbert wenn der Deckel geöffnet wird, ist eigentlich normal. Im System findet dadurch eine Druckänderung statt, die Luftblasen, die das System blockieren wandern, Medium strömt nach, oben fehlt das dann.
Luftblasen in einem Röhrensystem sind wie Absperrschieber. Gleich im Heizung/Kaltwassersystem Zuhause/Gewerbegebäude. Daher kenn ich das.

Viel Erfolg wünscht dir Daniel
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Re: Kühlmittelverlust - Motortausch notwendig / sinnvoll?

Beitragvon Ralf W. » 08.03.2021 19:03

Hallo Zusammen,

ich habe mich sehr über Eure Anteilnahme, die liebenswürdige Aufnahme und die wertvollen Hinweise von Euch gefreut. Bin fast ein wenig überwältigt und finde zudem sehr schön, daß es überhaupt noch eine kleine, feine Community gibt, die sich mit dem Z3 auseinander setzt.
Ich habe nun folgendes Vorgehen für meine weitere Strategie mit dem Auto aus Euren Tips destilliert:

-CO-Test, ob Verbrennungsgase im Kühlmittel sind machen,
-Kühlkreislauf abdrücken lassen, Dichtigkeitsprüfung mit Druckluft,
-Motoröl auf Verdünnung/ Wasser prüfen lassen,
-Motor auf Dichtigkeit/ Leckage prüfen,
-Zylinderkopfdichtung prüfen,
-Wasserpumpe prüfen,
-Heizungssystem auf Dichtigkeit prüfen
-Kompressionsprüfung, Zündkerzen,
und dann
Kühlmittelflansch + die anderen Flansche (außer den unter der Ansaugbrücke) tauschen
und Wasserpumpe tauschen.

+ die Tips von Thomas S. (Arbeitskollege), die davon unabhängig sind:

neues Thermostat
neuer Kühlmittelsensor
und
neuen Keilrippenriemen einbauen.

Sowie die von der Werkstatt entdeckte Öl-Undichtigkeit beheben lassen.

Und anstehenden Ölwechsel machen lassen."

Ich werde das o.g. dann mal 'in dieser Richtung' der Werkstatt kommunizieren, in der Hoffnung, daß ich alles richtig verstanden habe.

Erstmal und noch einmal 1000 Dank für Eure Mühe, ich poste dann auch gerne die evtl. Resultate.

Lieber Gruß

Ralf
(Bramsche b. Osnabrück, *Steffen)
Ralf W.
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