Das Märchen um die Vanos Kolben
Wenn die Vanos Verstelleinheit das Herz des Motors ist, so sind die Kolben wie die Herzklappen anzusehen. Bei kleinen Wehwechen schlägt die Pumpe immer noch, aber es können Komplikationen auftreten.
Das ist bei der Vanos nicht anders. Und die größte Schwachstelle im Verstellsystem sind die Kolben.
Das die Dichtringe schon nach vergleichsweise kurzer Zeit schwächeln, ist hinreichend bekannt und durchdiskutiert. Darüber verlier ist jetzt mal keine Worte.
Aber der Kolben hat noch eine weitere Schwachstelle. Das Lagerpaket im Innern.
Im Inneren befinden sich zwei Anlaufscheiben und eine Druckplatte, die nie Probleme bereiten. Bei bestimmt 20 vermessenen Kolben-Innereien waren die Werte bis auf das Hunderstel identisch. Hake ich mal ab.
Dann haben wir noch 2 Axial Nadellager die normalem Verschleiß unterliegen und generell getauscht werden sollten. Auch hier mache ich mal einen Haken dran.
Aber der Lagerring, der das ganze Paket zusammenhält!. Der hat es in sich.
Ein wenig Mathamatik.
Es handelt sich um einen Axial-Nadelkranz AXK1528, mit den Maßen 15x28x2 mm. Aus dem Durchmesser der Rollen ergibt sich 2 x 2mm = 4mm
Die Druckplatte die sich zwischen den beiden Nadellagern befindet hat das Maß 3,26 - 3,27mm. Ein Wert der bei meinen bisherigen Messungen kaum abgewichen ist. Wenn überhaupt dann im ganz kleinen Tausendstel Bereich.
[ externes Bild ]
Nach Rücksprache mit der Fa. SKF ist für beide Nadellager zusammen ein Lagerspiel von 0,03 - 0,05mm anzustreben.
Damit wären wir bei 7,31mm des gesamten Lagerpakets. Dieses Maß sollte der Stützring im Inneren eigentlich haben.
Verbaut ist aber ein Stützring von 7,45mm. Das sind 0,2 mm Lagerspiel!!!!!! Und dieser Wert ist ab Werk. Gestandene Maschinenbauer werden sich jetzt wohl mit Grausen abwenden.
Das die ganze Geschichte nicht auffällt hat einen banalen Grund. Die Innereien werden mit besonders zähem Lagerfett eingesetzt. Da der Kolben fast hermetisch abgeschlossen ist, dauert es so seine Zeit, bis die Masse sich auswäscht. Frag nicht danach welche Pampe im Inneren übrig bleibt. Nicht immer, aber ich habe schon mehr Fragwürdige Innereien wie Gute gesehen.
Deshalb gehört für mich der Tausch der Stützlagerringe, incl. neuer Nadellager, einfach dazu.
Und jetzt kommt das größte Märchen überhaupt.
Im Netz hält sich die Behauptung, man könnte auf einer Glasplatte die alten Lagerringe "abziehen". Sind ja nur 14 Hunderstel.
Wer jemals versucht hat einen gehärteten Lagerstahl (genau daraus besteht der Stützring) zu bearbeiten, weiß wie mühselig das werden kann. Und das Ganze soll dann auch noch in wenigen Minuten gemacht sein. Wer's glaubt wird selig.
Ich möchte Folgendes anbieten: Wer vor meinen Augen den original Stützring mit einer Breite von 7,45mm auf 7,31mm runterschleift und dabei die Parallelität der Schleifflächen einhalten kann (Zeitfenster 30min für beide Seiten), den lade ich zum größten Steak ein was man in Wesel und Umgebung kaufen kann. Getränke gehen dann natürlich auch auf mich.